Seit diesem Jahr können die Einwohnerinnen und Einwohner von Berg einfach und direkt ihre Ideen einreichen.
Nichts ist perfekt. Auch nicht in Berg. Die meisten Einwohner dürften etwas im Kopf haben, was sie in ihrer Gemeinde an- ders haben wollen. Wer eine Idee oder einen Verbesserungs- vorschlag hat, kann dies seit Ende Januar schnell und einfach einreichen. Sobald ein schriftli- cher Antrag vorliegt, bespricht der Gemeinderat diesen und gibt eine Rückmeldung. Alle An- liegen können auf der Gemein- dewebsite eingesehen werden. «Ziel war es, mit dem Forum ‹Idee Berg› ein niederschwelli- ges Angebot anzubieten», sagt Gemeindepräsident Sandro Pa- rissenti. «Ich will keinen Ge- meinderat, der im stillen Käm- merlein arbeitet, sondern die Bevölkerung einbezieht.»
«Idee Berg» ist aus einer Zu- sammenarbeit mit der Ost- schweizer Fachhochschule ent- standen. Gemeinsam mit drei anderen Gemeinden befasse man sich damit, wie Gemeinden Know-how aus der Bevölkerung gewinnen können. Ziel sei es, eine Plattform zu schaffen, die das ermögliche. «Idee Berg» sei ein Versuch. Bis dato haben sechs Einwohne- rinnen und Einwohner insge- samt acht Ideen eingereicht. Eine Bürgerin hatte gleich drei Anliegen. Der letzte Eintrag stammt vom ersten März.
Viele rufen direkt den Gemeindepräsidenten an
Acht Einträge in drei Monaten?Ist das Angebot noch zu wenig bekannt oder gibt es in Berg schlicht nichts zu verbessern?Parissenti lacht: «Das glaube ich nicht. Zu sagen, dass es nichts zu verbessern gibt, wäre vermes- sen.» Man müsse das Angebot noch etwas bekannter machen. Die Rückmeldungen auf das neue Forum seien aber durch- wegs positiv gewesen, sagt Pa- rissenti. Einige hätten aber ge- meint, dass man seine Ideen doch heute schon einfach mel- den könnte – und zwar, indem man einfach ihn anrufe. «Das stimmt schon. In einem Dorf von unserer Grösse geht das gut.» Jedoch sei es einfacher, wenn der Gemeinderat einen schriftlich begründeten Antrag sauber aufarbeiten könne.
LKW-freie Zone und ein Smiley auf der Dorfstrasse
Ein Blick auf die Liste der Ein- träge zeigt, dass sich viele Ideen rund ums Thema Verkehr dre- hen. So fordert ein Bürger, dass das Tempolimit 40 auf der Dorf- strasse verstärkt durchgesetzt wird, etwa mit Radarmessungen oder Smiley-Radarwarnsyste- men. In seiner Antwort schreibt der Gemeinderat, dass in Form eines Pilotbetriebs eine Smiley- Radarmessanlage im Budget 2021 vorgesehen werde.
Eine Bürgerin wünscht zu- dem ein Tempolimit und einen Fussgängerstreifen im Gebiet Hahnberg/Landquart. Das sei aber beides nicht möglich, da es sich um eine Kantonsstrasse handle, wie der Gemeinderat schreibt. Dort seien Tempore- duktionen nicht umsetzbar. Für einen Streifen werde die Strasse zu wenig häufig überquert. Eine andere Einwohnerin schlägt eine dezentrale Sammlung von Recycling-Gut in der Gemeinde vor. Dies, um den Individualverkehr zur Entsorgungsstelle zu minimieren und die Entsorgung für Personen mit eingeschränk- ter Mobilität zu vereinfachen. Der Gemeinderat hat auch hier einen Pilotbetrieb beschlossen.
Ein solches Forum birgt auch die Gefahr, dass sich der Ge- meinderat mit vielen unrealisti- schen Wünschen, die gar nicht Sache der Gemeinde sind, her- umschlagen muss. Parissenti sieht das anders. Man müsse jede Forderung genau hinterfra- gen und sich darauf einlassen.
Er erwähnt den Eintrag eines Bergers, der ein Lastwagen- Fahrverbot auf der Dorfstrasse vorschlägt. Aufgrund der recht- lichen Situation sei dies zwar nicht möglich. «Trotzdem kön- nen wir uns fragen, worum es genau geht. Stört der Lärm?Dann können wir den Anwoh- nern vielleicht bei Fenstersanie- rungen helfen und versuchen, eine Förderung aufgrund des Lärms beim Kanton zu erwir- ken. Oder geht es um Schulweg- sicherheit?» Er sei nun ge- spannt, sagt Parissenti, welche Ideen die Berger künftig noch haben werden. (woo)
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