Am schönsten Aussichtspunkt der Gemeinde fehlt eine Sitzbank. Die Leergutentsorgung hat Optimie-rungsbedarf. Für den Spazierweg, der bei Regen immer im Schlamm versinkt, braucht es eine Lösung. Solche und weitere Anliegen kön-nen in Berg künftig unkompliziert eingereicht werden und der Bear-beitungsprozess wird einsehbar.
«Ein moderner, innovativer öffentli-cher Dienst lebt von frischen Ideen und neuen Impulsen. Wer sich nicht weiterentwickelt, stagniert.» Das schrieb der Berger Gemeinderat im letzten Mitteilungsblatt einleitend zur #IdeeBerg. Das ist das neue Pro-jekt zur Bürgerpartizipation in Berg. Einwohnerinnen und Einwohner sol-len sich künftig noch einfacher und transparenter an der Verbesserung von Verwaltungsabläufen aber auch der Entwicklung im Dorf beteiligen können. Auf die Frage, ob das Pro-jekt nötig sei, weil Berg denn da-bei sei zu stagnieren, antwortet Ge-meindepräsident Sandro Parissenti allerdings: «Nein, überhaupt nicht.» Aber die Gefahr einer gewissen Betriebsblindheit bestehe auch in einer Gemeindeverwaltung. «Ge-nau das wollen wir verhindern.» Dafür spannt die Gemeinde mit der Ostschweizer Fachhochschule OST zusammen.
Die Weisheit von Vielen
In einem zweijährigen Forschungs-projekt, das von Innosuisse unter-stützt wird, sollen ideale Prozesse und Hilfsmittel erarbeitet werden, die es Gemeinden ermöglicht, In-puts aus der Bevölkerung aufzuneh-men und öffentlich einsehbar zu be-arbeiten. Der Hintergedanke: Das Innovationspotenzial der ganzen Bevölkerung soll für die Gemeinde nutzbar gemacht werden. «In der Privatwirtschaft ist der Einbezug von Mitarbeitenden und Kunden in der Unternehmensentwicklung be-reits erfolgreich etabliert», erklärt Parissenti. Frei nach dem Motto: Der Chef hat nicht immer automatisch die besten Ideen. Nun soll dieses Prinzip auch auf Gemeindeebene lanciert werden. Trotz finanzieller Unterstützung durch Innosuisse ist die Teilnahme am Projekt allerdings nicht ganz kostenlos. Die Kosten- beteiligung variiert je nach Einwoh-nerzahl der teilnehmenden Gemein-den. Berg zahlt einen Beitrag von 1000 Franken.
Erste Ideen bereits in Prüfung
Neben Berg beteiligen sich auch die Gemeinden Romanshorn, Vaduz und Rüschlikon am Forschungspro-jekt. Während dort aber teilweise noch erste Evaluationsprozesse lau-fen, startet Berg bereits mit der Ide-ensammlung durch – vorerst aller-dings in einer rudimentären Form per Mail an die Gemeinde oder per Telefon direkt an den Gemeindeprä-sidenten. Eingereichte Ideen wer-den nach einer ersten Prüfung mit Angaben zum aktuellen Bearbei-tungsstand in einem PDF-Dokument auf der Webseite der Gemeinde pu-bliziert. «So lässt sich vermeiden,
dass Ideen zweimal eingereicht wer-den und der Prozess bis zur Umset-zung nachverfolgt werden kann.» Später soll in Zusammenarbeit mit den Projektpartnern ein interaktives Tool zur Verfügung gestellt werden. Eines, das der Berger Bevölkerung auch ermöglicht, Stellung zu den eingereichten Ideen zu beziehen. «Durch den Austausch werden aus guten Ideen meist noch bessere», so Parissenti. Zudem liesse sich in einer öffentlich geführten Diskus-sion auch erkennen, ob es sich bei einer Idee um das Bedürfnis eines Einzelnen oder der Mehrheit handle. Erste Vorschläge sind bereits einge-gangen, verrät der Gemeindepräsi-dent. «Jemand hat beispielsweise vorgeschlagen, dass die Recy-cling-Sammlung innerhalb der Ge-meinde organisiert werden könnte.» Berg ist an den Werkhof Wittenbach angeschlossen. Bis jetzt müssen die Einwohner ihr Leergut dort entsor-gen. Der Ideengeber merkt an, dass dies für ältere Menschen umständ-lich sein könne und den Individu-alverkehr fördere. «Ich bin nun da-bei, Alternativen zu prüfen», sagt Parissenti.
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